Forschung zum Thema „Macht“

Um das Zusammenspiel der verschiedene Gruppierungen, die an der Entstehung der Verfassung des Großherzogtum Hessens besser zu verstehen habe ich angefangen, mich mit dem Thema „Macht“ zu beschäftigen. Hier eine kurze Zusammenfassung der Bücher „Anatomy of Power“ von John Kenneth Galbraith und „Macht: Aktuelle Perspektiven aus Philosophie und Sozialwissenschaften“ herausgegeben von Phillip H. Roth. Bis jetzt habe ich nur die Einleitungen gelesen. Was ich genau weiter dazulese spreche ich am Ende des Beitrags an.

Galbraith und Roth beginnen in ihre Einleitung mit der Machtbegriff von Max Weber: „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen.“

Galbraith stellt seine Vorstellung vor, wie Macht ausgeübt werden kann und aus welchen Gründen. Zentral sind die „Instrumente“ und „Quellen“ der Macht. Als Instrumente nennt er „condign“, „compensatory“ und „conditionel“ Condign ist einfach Macht durch Bestrafung (z.B. Gewalt, Peinigung, Geldstaften usw). Compensatory ist der Gegenteil. Hier spricht er von Macht durch Belohnung (oft auf finanzieller Art und Weise). Conditional ist etwas komplizierter. Hier geht es darum mensch zu konditionieren, also durch Glaube, Moral und die Überzeugung das „Richtige“ zu tun.

Um diese drei verschiedene „Instrumente“ zu verwenden benötigt man dazu eine Machtquelle. Hier gibt er auch drei an, die zentral sind für die Ausübung von Macht. Sie sind „personality“, „property“ und „organization“. Durch eine entsprechende Persönlichkeit oder Charaktereigenschaften wie z.B. physische Stärke, sprachliche Eloquenz und Überzeugungskraft. Mit property meint er hauptsächlich genug finanzielle Mittel um mit Belohnungen ausüben zu können. Laut Galbraith ist die Organisation die stärkste Quelle von Macht. Hier ist die Zusammenschluss von Individuen um ihre Interessen zu vertreten gemeint. Besonders effektiv ist die Organisation bei „conditional“ Macht.

In der Einleitung geht er ganz kurz auf die Bewegründe Macht ausüben zu wollen ein. Wie in Webers Machtbegriff wird Macht ausgeübt, um Interessen durchzusetzen und somit ein Ziel zu erreichen.

Diese ist eine charmante Erklärung von Macht, weil sie versucht, die Komplexität auf einem Minimum zu reduzieren. Er beschreibt letztendlich drei verschiedene Möglichkeiten Macht auszuüben und was man dazu benötig auch auf drei Quellen zurückgeführt. Die Komplexität entsteht bei seiner Darstellung nur in das Zusammenstellen der drei Instrumente und Quellen.

Hier lohnt es sich tiefer in seine Darstellung zu tauchen und für eine bessere Verständnis die ausführlichere Erläuterung mitzubekommen.

Nach seiner Darstellung Webers Machtbegriff, gibt er als Schwachpunkt des Begriffs den zu wenig behandelten gesellschaftlichen Aspekt und dessen Auswirkung. Dazu holt Roth in seiner Einleitung weitere Autoren heran, die sich mit Macht auseinander gesetzt hat. Ausführlich beschreibt der die Theorien von Peter Bachrach und Morten S. Baratz, Hannah Arendt, Niklas Luhmann sowie Michel Foucault, die auf Webers Begriff ausbauen und anpassen.

Bachrach und Baratz sehen Macht mehr als die Möglichkeit eigene Interessen gegenüber anderen durchzusetzen als die gegebenen Spielregeln der Machtsituation beeinflussen zu können. Arendt setzt Kommunikation und gemeinschaftliche Verhandlung im Zentrum ihres Machtverständnis. Auch Luhmann sieht Macht stark in Verbindung mit Kommunikation und schreibt von einem Symmetrie, die zwischen Machtüberlegene und -unterlegene besteht. Auf die Politik sieht er einen Dreiklang zwischen Politik, Verwaltung und Publikum. Die Unsichtbarkeit von Macht ist zentral zu Foucaults Machtverständnis. Die Menschen bewegen sie in einem Raum unsichtbare Zwänge, die die Handlungsmöglichkeiten der einzelnen unterliegen. Er schreibt hier von Disziplinmacht und stellt es als Gegensatz gegenüber Souveräne Macht, die öffentlich zu Schau gestellt wird. Disziplinmacht dagegen bleibt unsichtbar und wird nur bei den Unterliegenden als Einschränkung wahrgenommen. Sein Beispiel hierfür ist die Überwachung.

Ausgangspunkt in beiden Bücher ist der Machtbegriff von Weber. Die weitere Ausarbeitung des Machverständnisses vor allem im gesellschaftlichen, politischen Hinblick wird in der Forschung unterschieldich betrieben. Interessant für mich ist momentan ausführlicher über Webers Gedanken zu macht zu forschen und die Ausarbeitung von Galbraith. Die Autoren, die in der Einleitung von Roths Sammelband sind auch interessant. Hier würde ich zunächst Luhmann und Foucault zuerst anschauen.

Wichtig für mich ist die Machtverhältnisse im Großherzogtum und drum herum gut zu verstehen. Hier sind vor allem die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Gruppierungen wichtig. Wie haben sich die Beteiligten der Verfassungsbewegung gegen die klare Machtposition des Großherzogs gestemmt. Haben die Beamten der Regierung eine unsichtbare Macht gegenüber dem Großherzog besessen und somit der Verfassungsgebungsprozess beeinflussen können?