Gedanken über Johann Gottlieb Fichte

Neben Ernst Moritz Arndt war Johann Gottlieb Fichte einen Einflussfaktor der Aktivisten der Verfassungsbewegung. Seine Wirkung beschränkte sich nach meinen bisherigen Erkenntnissen auf die akademische Auseinandersetzung mit dem Staat. Anders als bei Arndt, der sich sehr stark für das allgemeine Volk geschriebene Flugschriften fokussierte, stehen bei Fichte die Abdrucke seiner Vorlesungen zum Thema Staat im Vordergrund.

Für Fichte steht die Freiheit im Vordergrund. Neben diese absolute Freiheit stehen Gleichheit (gleiche Freiheit) und Gemeinschaftlichkeit (vereinte Freiheit) bei ihm im Mittelpunkt. Um diese Freiheiten zu schützen und Konflikte, die bei unreife Ausübung seiner Freiheit zu schlichten, wird der Staat als Ordnungshüter benötigt. Nachdem die Mitglieder der Gemeinschaft an Reife gewonnen haben, löst sich der Staat auf. Hier wird dann von Reich gesprochen.

Voraussetzung ist die Sittlichkeit und Religion. Im früheren Stadion stehen Rechten im Mittelpunkt der Gemeinschaft für die Gewährleistung von Freiheit. Recht bezieht sich auf Handlungen, die man beurteilen kann. Dagegen steht Moral für innere „Handlungsmotive“, die nicht eine Beurteilung unterzogen werden könne.

Der Staat, so Fichte, entsteht durch die Verständigung über Rechte in Form eines Staatsbürgervertrages oder eines Gesellschaftsvertrages. Solange die Moral der Staatsbürger noch nicht ausreichend ausgebildet ist, sorgt der Staat dafür, dass ihre Rechte nicht verletzt werden, in dem Rechtsverletzungen bestraft werden. Hier erkennt man die Idee des Gewaltmonopols des Staates wieder.

Seine Ideen sind vergleichbar mit deren von Rousseau und Kant. Alle sehen das Volk als Legitimationsgrundlage für den Staat. Durch ihre Einwilligung, die durch eine Verfassung festgehalten wird, bekommt die Staatsmacht seine Legitimität. Anders als bei Rousseau und Kant ist der Staatsform für Fichte nicht relevant. Er hält es für möglich, die Volkssouveränität in verschiedene Formen zu realisieren, nicht nur in einem republikanischen Staatsform, wie bei Rousseau und Kann. Fichte, sogar, plädiert für eine Staatsform, wo der oberste Machthaber lebenslänglich dient und sowohl die exekutive als auch legislative Gewalt innehat. Er ist also ein Unterstützer der konstitutionellen Monarchie.

Diese Ideen sind bei den Aktivisten der Verfassungsbewegung erkennbar. Eine reine Republikanismus steht bei ihnen nicht auf der obersten Stelle. Ihnen ginge es hauptsächlich über die Gewährleistung von Rechten und diese durch einen Vertrag mit dem Herrscher zu garantieren. Im Gegensatz zu Fichte waren sie aber der Meinung, dass die Legislative nicht beim Herrscher steht. Obwohl es auch denkbar wäre, wenn wir hier vielleicht auch Unterschiede finden würden.