Nachdem ich mich mit den Quellen der Opposition beschäftigt habe, wende ich mich nun dem Großherzog und seinem Staatsdiener zu. Bisher habe ich Dokumente des Geheimen Referendars Heinrich Karl Jaup, des preußischen Gesandten Georg Ulrich Ludwig Friedrich Otterstedt und des Staatsministers Grolman gelesen und kurz ausgewertet.
In den Jahren 1817 und 1818 äußerte der Geheime Referendar Heinrich Karl Jaup mehrere Vorschläge zur Ergänzung des Ministeriums und der Verwaltung. Er erwähnte, dass es in der Finanzverwaltung keine klare Übersicht gebe und die Anwendung neuer Finanzverordnungen aufgrund mangelnder juristischer Bearbeitung Schwierigkeiten bereite. Jaup empfahl Herrn von Lichtenberg einen geeigneten Kandidaten, der sowohl juristische als auch kameralistische Ausbildung besitze, als Exekutivbeamter tätig gewesen sei und Erfahrungen in verschiedenen administrativen Kollegien gesammelt habe. Dieser Kandidat, Herr Eigenbrodt, wurde als jemand beschrieben, der das Großherzogtum in Bezug auf alle Verwaltungsbereiche genauestens kenne. Jaup betonte, dass Eigenbrodt auch im Innenministerium aktiv mitarbeiten könne, insbesondere im Zusammenhang mit den Gesetzgebungsarbeiten von Herrn Wernher.
Jaup betonte weiterhin, dass das Ministerium, das gleichzeitig der Staatsrat sei, mit der Ergänzung um diese Kandidaten nun mit den fehlenden Fähigkeiten ausgestattet sei und dass sowohl der Fürst als auch die Untertanen die positiven Auswirkungen davon genießen könnten. Außerdem würde durch diese Erweiterung der Versuch, in das Ministerium einzutreten, ohne nützlichen Nutzen zu stiften, aufgegeben werden.
Jaup erwähnte auch den Geheimrat Minnigerode, der seiner Meinung nach ebenfalls bei dieser Gelegenheit berücksichtigt werden sollte. Minnigerode sei der älteste der Direktoren und habe die noch unübertroffene Organisation von 1803 maßgeblich mitgestaltet. Er habe auch unter schwierigen Bedingungen in Westphalen treu gedient und gelte als Muster eines Justizdirektors. Jaup betonte, dass Minnigerode bereits einen angemessenen Gehalt erhalte, und dass es lediglich einer kleinen Zusicherung in der höchsten Resolution bedürfe, um ihn nicht zu verletzen und ihm diese Anerkennung zu geben. Jaup erwähnte, dass er dies Herrn von Lichtenberg nicht mitgeteilt habe, da dieser eine gewisse Abneigung gegen Herrn Minnigerode habe, deren Ursprung er nicht kenne und gegen die er daher nicht angehen könne.
Abschließend überreichte Jaup die Unterlagen und hoffte, dass sie als geeignet betrachtet würden, um sie erfolgreich dem Großherzog vorzulegen.
Besonders bemerkenswert an Jaups Dokumenten ist, wie er versucht, Einfluss auf die Ernennung von Personen in den Ministerien zu nehmen. Hier ist eine Beziehung zwischen Jaup und Eigenbrodt und Minnigerode zu erkennen. Da diese Personen liberale Ansichten haben, scheint es, als wolle er ein größeres Gewicht an liberalen Ministern und Beamten in die Regierung bringen.
In den Dokumenten des preußischen Bundestagsgesandten Georg Ulrich Ludwig Friedrich Otterstedt finden sich Briefe an die Regierung des Großherzogtums Hessen vom Juli 1819, in denen er die neuesten Ausgaben der Mainzer Zeitung und der Zeitschwingen übermittelt. Er weist darauf hin, dass diese Publikationen den Vereinbarungen mit Preußen zuwiderliefen und die Regierung in ein schlechtes Licht rückten. Otterstedt drängt darauf, diesen Missstand zu beseitigen, um unangenehme Folgen zu vermeiden.
Ferner teilt Otterstedt mit, dass es in der Redaktion der Offenbacher Zeitschwingen einen Wechsel gegeben habe. Dr. Boerne habe die Redaktion übernommen, obwohl er vor kurzem wegen eines böswilligen und unwahren Artikels über den Kaiser von Österreich aus der Redaktion der Zeitung der Freien Stadt Frankfurt entfernt worden sei. Otterstedt betont die Notwendigkeit, die Unruhestifter zu bekämpfen und das Unbehagen der Regierten zu verhindern, um die Regierung zu schützen.
Aus den Otterstedter Dokumenten geht deutlich die Unzufriedenheit der preußischen Regierung über den Umgang der Regierung des Großherzogtums Hessen mit der liberalen Bewegung im Lande hervor. Offensichtlich ist man der Meinung, man müsse härter durchgreifen.
Bei den Dokumenten des Staatsministers Karl Ludwig Wilhelm von Grolman handelt es sich um ein Schreiben vom August 1819, in dem er sich für die Übertragung der Leitung des Geheimen Ministeriums und die Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat während der Krankheit des Freiherrn von Lichtenberg bedankt. Er betrachtete diesen Ausdruck des höchsten Vertrauens als sehr schmeichelhaft und machte deutlich, dass seine Treue gegenüber dem Großherzog und dem Fürstenhaus unerschütterlich sei. Er betrachte es als seine heilige Pflicht, den Erwartungen und dem Vertrauen seines Fürsten und Herrn gerecht zu werden, besonders in diesen ernsten Zeiten. Grolman versprach, seine Aufgabe mit Eifer und Gewissenhaftigkeit zu erfüllen und hoffte, dadurch die gnädige Zustimmung des Erbgroßherzogs zu gewinnen und sich wirklich glücklich zu fühlen.
Hier fehlt ein Zitat von Staatsminister Grolman, um die Aussage, dass er das Angebot zunächst abgelehnt hat, zu untermauern und zu erklären, aus welchen Gründen er dies getan hat.
In einem weiteren Schreiben an den Erbgroßherzog vom Oktober 1819 äußerte Grolman den Wunsch, von Zeit zu Zeit persönlich über die politischen Verhältnisse berichten zu können. Da die Umstände es vielleicht nicht erlaubten, bat er um die Erlaubnis, wichtige Depeschen des Königs der Niederlande vertraulich mitteilen zu dürfen und bat um gnädige Rücksendung. Er erwähne eine wichtige Depesche des Fürsten Metternich an Herrn von Handel, die eine Verbesserung der Beziehungen in Aussicht stelle. Er erwähnte auch eine Einladung zum Wiener Kongress von 1819, die an 17 Mitglieder des engeren Bundesausschusses ergangen sei.
Interessant ist hier das Angebot des Staatsministers von Grolman an den Erbgroßherzog Ludwig (später Großherzog Ludwig II.) zur persönlichen Erläuterung von Sachverhalten. Eine Beziehung zwischen Grolman und Ludwig II. wurde bisher nicht wirklich in den Vordergrund gestellt. Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um einen Versuch Grolmans, Missverständnisse zwischen den beiden auszuräumen.