Der eigentliche Verfasser der Verfassung für das Großherzogtum Hessen war der Jura Professor und Staatsminister Karl Ludwig Grolman. Am Ende ist er mit einem schlechten Image weggekommen. Die Unzufriedenheit mit dem ersten Entwurf und den verlorenen Streit um die Nachjustierung haben ihr Schaden getan. Seine Aufgabe war aber nicht einfach und seiner Position hat seine Handlungsfähigkeit eingeschränkt.
Karl Ludwig Grolman kam aus bürgerliche Verhältnisse. Seine Schul- und Studentenzeit war stark durch die Französische Revolution geprägt. Er gesellte sich mit den eher liberalen denkenden Kommilitonen und es gibt Hinweise, dass er eher zu den radikalen Studenten gehörte.
Seiner Laufbahn ist zunächst rein akademisch. Er wird zuerst Jura-Professor dann Dekan und zuletzt Kanzler an der Universität Gießen. Seine Vorlesungen seien sehr beliebt und es gibt schriftliche Hinweise, dass Heinrich Karl Hofmann von den Darmstädter „Schwarzen“ große Anerkennung für Grolman hat.
Seine politische Karriere fing in der Rheinbund Zeit an, wo er mit seinem Professorenkollegen Jaup mit der Aufgabe beauftragt wurde, die Einführung des Code Civil bzw. Code Napoléon im Großherzogtum Hessen zu evaluieren und dafür ein Konzept zu erarbeiten.
Als der Rheinbundzeit vorbei war und Großherzogtum Hessen nach dem Wiener Kongress ein Mitglied des Deutschen Bunds geworden ist, war Grolman wieder mit der Reform der Verwaltung und wieder zum Mitglieder der Gesetzgebenden Kommission ernannt.
Als der Streit um eine Verfassung für das Großherzogtum eskalierte, würde er gebeten die Ausarbeitung dieser Verfassung zu übernehmen. Diese Aufforderung lehnte er zunächst ab. Ohne eine starke Position in der Regierung des Großherzogtums, war er nicht bereit diese Aufgabe zu übernehmen.
Diese Anforderung Grolmans erfüllte der Großherzog und bereiteten den Weg vor, dass Grolman am Ende der leitende Staatsminister als Nachfolger von von Lichtenberg geworden ist.
Er übernahm die Regierungsverantwortung genau am kritischsten Punkt der Verfassungsbewegung. Durch die Ermordung von Kotzebue wurden die zuerst vom Großherzog genehmigten Versammlungen verboten. Als die Verfassungsbefürworter diese Verbote ignorierte und sogar darüber hinaus öffentlich zur Steuerverweigerung aufriefen, drohte eine offene Revolution. Die Regierung unter Grolman entschied sich die Revolte im militärischen Mitteln zu unterbinden aber gleichzeitig die Arbeit an der Verfassung beschleunigt.
Ergebnis war das März Edikt. Die Verfassung würde im März 1820 vom Großherzog erlassen, ohne Mitwirkung des Volkes und somit oktroyiert. Somit erntete Grolman vernichtende Kritik sowohl von den Verfassungsbefürwortern als auch aus dem Ausland. Zur Lösung des Konfliktes gibt es keine Hinweise, dass Grolman etwas positiv beigetragen hat. Vor allem war es durch Vermittlungen anderer Regierungsmitglieder ohne Anleitung von Grolman, die ein Kompromiss herbeigeführte. Grolman hat sich nicht konstruktiv daran mitgewirkt den neuen Entwurf der Verfassung zu gestalten, obwohl er weiterhin die Verantwortung dafür hatte. Am Ende durfte er die Verfassungsurkunde im Landtag übergeben und einen Vortrag dazu halten, aber auch hier hielt sich die Begeisterung in Grenzen.
Nachdem die Verfassung in Kraft getreten ist, blieb Grolman im angeschlagen im Regierungsdienst. Ist aber letztendlich vom Staatsminister du Thil immer mehr verdrängt worden, bis du Thil die Rolle des leitenden Ministers übernahm. Ohne besonderen Ruhm starb Grolman im Jahr 1829.
Es wird vermutet, dass Grolman einfach nicht für die Politik geeignet war. Als Jurist und Professor war er durchaus sehr fähig, aber die schwierige politische Aufgabe eine umstrittene Verfassung zu einer Zeit des zunehmenden Kampfs gegen liberalen Ideen einzuführen war er nicht gewachsen. Trotzdem ist die Formulierung und Gestaltung der Verfassung hauptsächlich seinem Verdienst zu danken. Ohne seine Mitwirkung wäre bestimmt nicht so gelaufen.
Was genau er dazu beigetragen hat, ist meine Aufgabe.