Wir beschäftigen uns mit Arndt, weil in der Literatur und auch in den Berichten der Zentraluntersuchungskommission sein Einfluss auf die Aktivisten der Verfassungsbewegung ausdrücklich erwähnt wird. Was war seine Überzeugung? Welche Idee verbreitete er? Wie wirkten diese auf den handelnden Personen, die für eine Verfassung im Großherzogtum Hessen eingesetzt haben?
Arndt war einen Schriftsteller, der während der Herrschaft Napoleons in Europa aktiv geworden ist. Es war für ihn wichtig, dass die Idee von einer deutschen Identität bestehen bleibt. Er fürchtete, diese könnte durch die Herrschaft der Franzosen unter Napoleon verloren gehen. Somit wurde er zum leidenschaftlichen Gegner Napoleon und die Franzosen. Hauptsächlich war er gegen die Ausbreitung ins deutsche Gebiet und ihre Abfärbung auf das deutsche Volk oder Aufweichung der deutschen Kultur. Man erkennt hier einen sehr starken Stolz darauf „deutsch zu sein“.
Die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs, Deutsche Nation, war möglicherweise einer der Hauptereignisse, die diese Stimmung in ihm auslöste. Seine Gegnerschaft entwickelte sich nach und nach zum Hass gegenüber die Fremdherrscher und alle, die sich mit ihnen verbündeten. Hier vor allem waren die Herrscher der einzelnen Fürstentümer, die unter Napoleon ihre Souveränität erlangt haben, und mit Napoleon verbündet hatten.
Arndt Ziel war die Beendigung der Herrschaft Napoleons. Dann wäre das deutsche Volk wieder frei sich in ihre Traditionen zu entfalten. Als deutsch betrachtet Arndt hauptsächlich die gemeinsame Sprache und Geschichte. Die Lösung für Arndt war die Vereinigung aller deutschen Staaten wieder zu einem einheitlichen Nationalstaat. Dadurch, dass die herrschende Schicht sich mit Napoleon und den Fremden verbündet hatten, entwickelte Arndt ein Misstrauen gegenüber einem Machtmonopol der Monarchen. Im neuen Nationalstaat sollte das Volk bzw. die Zustimmung des Volks die Grundlage für die Machtlegitimation des Herrschers dienen. Somit erteilte er die bisherige Legitimation durch Gottes Gnade eine klare Absage.
Es gab für ihn aber noch ein Problem oder ein Defizit, das im Wege stand. Das Volk war noch nicht geistig und gefühlsmäßig in der Lage diese Funktion zu diesem Zeitpunkt zu übernehmen. Es herrschte eine gewisse unpolitische, apathische Stimmung in der Bevölkerung. Er betrachtete es also als die Aufgabe der gebildeten Schicht, das Volk zu erziehen. Sie müssen die alten deutschen Tugenden und Sitten sowie die christlichen Werte wieder erlernen und leben. Durch die Idee von „Deutsche Gesellschaften“ sollten Vereine gegründet werden, um diese Ideale in der Bevölkerung zu verbreiten. Dazu sollte die Kirchen in Deutschland zu einem gemeinsam national Kirch vereinigen.
Bis zu der Zeit, wenn das Volk erzogen wurde, bevorzugte er einen Nationalstaat mit einer konstitutionellen monarchischen Herrschaftssystem, genauer gesagt ein Kaiserreich mit Volksvertretung. Aussichtsreichster Kandidat für Kaiser war für ihn der preußische König. Abgesehen davon, dass er schon länger im Dienst der preußischen Regierung agierte, betrachtete die preußische Monarchie als treibende Kraft im Kampf gegen Napoleon und die Franzosen. Er arbeitete eng mit Freiherr von Stein und den Reformkräften der preußischen Regierung schon seit 1812 zusammen und meinte erkannt zu haben, dass dort das größte Potenzial vorhanden war.
Dieses Gedankengut, das Arndt in seiner Publikationen und politischen Streben verbreitete, diente als Inspiration für die Darmstädter Schwarzen und weitere Aktivisten.