Die Recherche über die handelnde Personen hat bisher folgendes Bild ergeben. Relativ bald nach dem Ende Napoleons Herrschaft entwickelten sich liberale und nationalistische Gruppen an den Universitäten aber auch außerhalb. Prominenteste waren die Burschenschaftler und Turner. Führende Figur in Hessen war Karl Follen, der sehr stark in Gießen tätig war. Unter den Burschenschaftler gab besonders enge Verbindungen zwischen Gießen, Jena und Heidelberg. Diese Gruppierungen verfolgten die Idealen von Volkssouveränität und einen einheitlichen deutschen Staat.
Diese Gruppierungen entwickelten nach und nach eine Strategie zur Umsetzung diese Idealen. Die Burschenschaftler und Turner organisierten sich und verbreitete ihr Gedanken durch Bittschriften, Flugblätter und Lieder unter die Bevölkerung.
Schon 1815 entstand aus dieser Personenkreis in Darmstadt die Darmstädter „Schwarzen“. Ob sie gleich die Einführung einer Verfassung verfolgte ist noch unklar. Später wurden sie die treibende Kraft hinter die Verfassungsentstehung. Versammlungen, Petitionen, Flugschriften aber auch Lieder zeichneten ihr taktisches Vorgehensweise aus.
Zu dieser Gruppe gehörte nach stärke ihres Handelns geordnet: Heinrich Karl Hofmann, Sartorius, Schulz, Beck, Bogen, Weidig, Snell, Rühl, Stahl, Bopp, Ernst Emil Hoffmann, Welcker, Siegfrieden, Ensling, Schmitts, Küchler, Otto, Kahl, Koch, Baum, Bilgen und Reh.
Später nach dem Erlass einer Verfassung vom Großherzog und nach den ersten Landtagswahlen ist eine neue Gruppe mit einer liberalen Prägung tätig geworden (Eigenbrodt, von Gagern, Ernst [Georg Philipp] Höpfer, Ernst Theodor Schulz, Floret, Ernst Schenk und Knapp sowie Kertell, Mayer und Lauteren).
Eine weitere Gruppe, die nach der Herrschaft Napoleons tätig geworden ist, sind einige mediatisierten Standesherren, die ihre Herrschaftssouveränität während der Revolutionskriege verloren hatten. Schon auf dem Wiener Kongress bemühten sie sich ihren alten Status zurückzubekommen, ohne Erfolg. In 1816 wandten sie sich an den Großherzog von Hessen und baten ihn die Standesversammlungen wieder einzuführen. Die folgenden Standesherren hatten sich beteiligt: Solms-Braunfels, Solms-Laubach, Solms-Rödelheim, Solms-Lich, Stollberg-Ortenberg, Stollenberg-Gedern, Leinigen-Westerburg, Solms-Wildenfeld, Carl Graf von Schlitz, Graf von Westphalen, Burgraf von Friedberg, Carl Graf zu Erbach, Franz Graf zu Erbach und Albert Graf zu Erbach.
Alle Anforderung für eine „landständische“ Verfassung und Vertretung irgendeiner Art gingen an den Großherzog von Hessen. Als Souveränen Landesherren hatte er die Entscheidungsgewalt. Obwohl er die alleinige Entscheidungsgewalt hatte, holte er von seinem Berater regelmäßig Rat ein und delegierte Regierungsaufgaben weiter. Man spricht hier oft von Regierungsmitglieder oder Minister. Sie hatten Positionen wie Geheimrat oder Staatsminister. Als heterogene Gruppe sind sie nicht zu verstehen. Sie waren in verschiedene Lager aufgeteilt und verfolgten eine unterschiedliche Agenda in unterschiedlichen Ausprägungen. Eher liberal oder aufklärerisch einstellt, waren Lichtenberg, Jaup, Wernher, Kopp und Grolman. Eher konservativ waren du Thil, Lehmann, Wreden, Gruben und Biegeleden.
Zusätzlich waren auch Familienmitglieder beteiligt, wie seinen Sohn Prinz Emil und der Erbprinz Ludwig (später Großherzog Ludwig II.). Seine Frau war auch an den Beratungen beteiligt.
Eine weitere Gruppe, die Einfluss auf die Entscheidungen genommen hat, waren die Gesandte aus den anderen Bundesstaaten vor allem die Großmächte, Preußen und Österreich. Auch der Gesandte aus den Niederlanden spielte eine Rolle. Diese Gesandte haben natürlich Eigeninteressen gehabt, aber in erster Linie haben sie die Herrscher ihres Landes Vertreten, die dadurch auch ihren Einfluss ausgeübt haben. Im Vordergrund hier steht der Kaiser von Österreich und der Kanzler Fürst von Metternich. Der König von Preußen hatte auch seine Hand im Spiel, aber dessen Einfluss war noch nicht so groß.
Was hat die verschiedene Personen in ihrem Handeln motiviert? Die Hauptfiguren der Verfassungsbewegung haben überwiegend zusammen in Gießen Rechtswissenschaft studiert. Hier hat der Staatsminister, der für die Ausarbeitung der Verfassung verantwortlich war, als Professor Rechtswissenschaft unterrichtet. Das liberale Staatsbild war für sie wichtig, aber warum. Warum war es für sie so wichtig, dass alle im Staat sich an die Regierung dessen beteiligt sind? Warum waren sie von den liberalen Idealen überzeugt?
Die Antworten darauf ist für mich der nächste Schritt. Danach beschäftige ich mich mit dem Großherzog, seine Familie und seine Regierung. Als Drittes, untersuche ich welche Motivationen hinter das Handeln der mediatisierten Standesherren zu finden ist, und warum sie recht schnell mit ihrer Forderung nach einer Standesversammlung aufgegeben haben. Nähers dazu später.