Die Untersuchungskommission hat einen Bericht nur über die Darmstädter „Schwarzen“ gewidmet, die sie den „formlosen Verein zu Darmstadt“ nannten. Besonders interessant ist die Wahl des Wortes „formlos“. Das deutet darauf hin, dass diese Verbindung keine formelle Struktur hat. Es existierte weder Satzung noch ist sie irgendwo registriert bzw. angemeldet.
Mitglider des Vereins
Es gibt am Anfang des Berichts eine Auflistung der Mitglieder. Woher diese Informationen kommt, bzw. wie die Mitglieder der Kommission diese Personen ausfindig gemacht haben würde mich interessieren. Im Bericht steht, dass sie den höchsten Staatsbehörden aufgefallen sind.
Die Namen, die im Bericht stehen sind:
- die Advokaten Stahl, Rühl, Bopp, Siegfrieden, Ensling und Hoffmann 6. (Heinrich Karl Hofmann)
- der Candidat der Cameral-Wissenschaft Schmitz,
- der Candidat des Theologie Küchler,
- die vormaligen Lieutenants Schulz und Otto
- der Bäcker Kahl und Koch,
- der Postbüro.. Akkessist Baum, und
- der Handlungsdiener Bilgen,
- der Lehrer Sartorius zu Wetzlar,
- der Kandidat Kahl
Diese Auflistung findet man auf Seite 6 und 7 des Berichts.
Das sind 16 Personen. Das deckt sich zum größten Teils mit den Namen, die ich in der Literatur gesehen habe. In der Literatur werden die Namen um die Vornamen ergänzt. Dies lässt sich mit Biografien vermutlich abgleichen und überprüfen lassen.
Zum Beispiel steht in Katrin Luys‘ Die Anfänge der deutschen Nationalbewegung von 1815 bis 1819: „Von ihnen wurden Heinrich Karl Hofmann, Wilhelm Stahl, Georg Rühl, Philipp Bopp, ferner der Leutnant im Leibgardregiment, Friedrich Wilhelm Schulz, im Verlauf der nachfolgenden Ereignisse einer breiten Öffentlichkeit bekannt.“
In Hermann Haupts Karl Follen und die Gießener Schwarzen: Beiträge zur Geschichte der politischen Geheimbünde und der Verfassungs-Entwicklung der alten Burschenschaft in den Jahren 1815 – 1819 steht:
Die im Sommer 1815 in Darmstadt begründete „Deutsche Gesellschaft“, für die später der Name „Singverein“ aufkam, umschloß eine stattliche Anzahl von freisinnigen Politiker, von denen die Advokaten Bopp, Reh, Rühl, Enslin, Stahl, Karl Hofmann und Karl Heinrich Hofmann und die Leutnants Schulz und Otto genannt seien. Da sich die Darmstädter Gruppe zum guten Teile aus Gießen rekrutierte, so gewöhnte man sich, sie geradezu als die „Darmstädter Schwarzen“ zu bezeichnen.
Adolf Müller in seine Monografie Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1820 listet hier die Mitglieder wie folgend auf:
Immer deutlicher tritt Darmstdt als Hauptquartier der „Schwarzen“ hervor. Die erste Adresse ging von Darmstadt aus. Sie war von den Hofgerichtsadvokaten Rühl, Ensling, Bopp, Siegfrieden und Theobald, von dem Medizinalrat Huth und den Bäckermeistern Kahl und Koch unterschrieben. … Weidig sammelte in Butzbach Unterschriften und brachte sie am anderen Tage nach Großen-Linden, wo Hofgerichtsadvokat Bopp, Dr. Karl Follenius, Landwehrhauptmann Schulz, Leutnant Reunig und mehrere Studenten, Mitglieder des Gemanenbundes, ihn erwarteten.
Seite 28
Dieter Burghard greift in Das Wartburgfest und die oppositionelle Bewegung in Hessen auch den Berichten der Zentralkommission auf und schreibt:
Martin in Jena vermittelte jedoch etwa zu dieser Zeit die Verbindung Becks mit der Darmstädter Gruppe um Hofmann, die sich seit Spätherbst 1815 in dem (von der Zentraluntersuchungskommission so benannten) „formlosen Verein“ zusammengeschlossen hatte. Mitglieder waren vorab eine Reihe jüngerer Advokaten, neben Hofmann vor allem Michael Ensling, Georg Rühl, Gottlieb Siegfrieden und Wilhelm Stahl, die Junglehrer Christian Heinrich Sartorius und Heinrich Schmitz, die Leutnants Wilhelm Schulz und Valentin Otto, viele von ihnen jugendliche „Veteranen“ der Freiheitskriege und Mitglieder der freiheitlichen Burschenschaftsbewegung in Heidelberg und/oder Gießen. Hervorhebenswert ist die Einbeziehung der durch gemeinsame Schulzeit mit den „Akademikern“ verbundenen Bäckermeister Wilhelm Kahl und Anton Koch
Seite 747
Walter Heinemeyer schreibt in Handbuch der hessischen Geschichte, Bd 4: Die hessischen Staaten bis 1945, Bd. 2: Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815 bis 1945, dass wie folgend über die Mitglieder:
Zum inneren Kreis gehörten neben dem bereits in Gießen aktiven Philologen Karl Christian Sartorius aus Gundernhausen die in der Residenz tätig Akzessisten und Advokaten Philipp Bopp, Michael Ensling, Heinrich Karl Hofmann, Georg Rühl und Gottlieb Siegfrieden sowie ihr Zwingenberger Kollege Wilhelm Stahl, aber auch junge Offiziere wie die Leutnante Wilhelm Schulz und Valentin Otto und einige Handwerker.
Seite 746
Erich Zimmermann bezieht sich auch auf den Bericht und schreibt in Für Freiheit und Rech!:
Der Bericht [Spezialbericht Nr. XVII der Mainzer Zentraluntersuchungskommission] meldet, daß sich etwa im Herbst 1815 die Darmstädter Advokaten Wilhelm Stahl, Georg Rühl, Philipp Bopp, Gottlieb Siegfrieden, Michael Ensling, Heinrich Karl Hofmann, die Kandidaten Heinrich Schmitz und August Friedrich Küchler, die Leutnante Wilhelm Schulz und Valentin Otto, die Bäcker Wilhelm Kahl und Adam Koch, der Akzessist Philipp Baum und der Handlungsdiener Wilhelm Bilgen zu einem lockeren Verein zusammengeschlossen hätten. Auch der Lehrer Sartoirius (der bereits erwähnte Karl Christian S.), der Kandidat Karl Kahl – Bruder des Bäckers – und vielleicht der Forstakzessist Wilhelm Schmall hätten zeitweise dazu gehört.
Seite 19
In der Passage von Erich Zimmermann finden wir die Nachnamen aus der Berichte der Zentraluntersuchungskommission ergänzt durch Vornamen. Woher hat der die Vornamen gefunden?
Wie sind sie zusammengekommen? Woher kannten sie sich? Wir wissen, dass Hofmann, Sartorius und Wilhelm Schulz sich von der Schule in Darmstadt kennen. Ebenfalls auf dem Gymnasium in Darmstadt waren: Stahl, Ferdinand Beck und Reh. Es muss noch recherchiert werden, ob Philipp Bopp auch in Darmstadt zur Schule gegangen ist. Das gilt ebenso für die weitere Mitglieder, die im Bericht genannt wurden.
In den Burschenschaftslisten tauchen Sartorius, Reh (Karl und Theodor), Rühl, Heinrich Schmitz, Schmall, Karl Kahl und Siegfrieden auf.
Heinrich Karl Hofmanns politische Ansichten im Bericht der Zentraluntersuchungskommission
Im letzten Teil des Berichts wird über die politischen Ansichten des Advokaten Heinrich Karl Hofmann behandelt. Aus seine Aussagen ist nichts direkt etwas zu finden. Er scheint die Fragen so weit wie möglich auszuweichen. Es werden aber seine Schriften angesprochen und daraus zitiert.
Zusammengefasst kann man sagen, dass er als Ideal die Republik als Regierungssystem für einen starken Nationalstaat sah. Es hielt aber das „deutsche Volk“ damals als noch nicht reif genug, um ein solches System zu erringen. Er setze deshalb auf Bildung und einen Anstoß von außen.
Ich habe vor, diese Schriften zu meiner Liste von Quellen hinzuzufügen. Je mehr ich lese, desto mehr mögliche Informationsquellen finde ich.