Am Anfang des 20. Jahrhunderts hat Florentin Sartorius die selbstgeschriebene Erinnerungen und Informationen aus den Briefen seines Vaters Karl Christian Wilhelm Sartorius zusammengetragen und in einem Dokument aufgeschrieben. Das vorliegende Dokument wurde mit Schreibmaschine geschrieben. Ob die originalen Aufzeichnungen, die Karl Sartorius wahrscheinlich Ende 1860 geschrieben hat, noch vorhanden sind, soll noch erforscht werden. Das Gleiche gilt für die zitierte Briefe. Sein Sohn schreibt, seine Erinnerungen aufzuschreiben, seien darauf zurückzuführen, dass sein Vater andere Schilderungen aus der Zeit seiner Jugend als unwahr betrachte und sie richtig stellen wollte.
In seinem Memoiren schreibt Sartorius ausführlich über seiner Herkunft. Er erklärt kurz die Entstehungsgeschichte seines Namen und stellt seine Eltern und Großeltern vor. Sein Vater war evangelischer Pfarrer in einem kleinen Ort in der Nähe von Darmstadt. Sartorius beschreibt sich als Kind vom Land und dass er sehr gern im Freien aufhielt. Seine Mutter war die Tochter eines Beamten.
Die Erinnerungen aus seiner Kindheit vor der Schule, die er im Text beschreibt, handeln überwiegend vom Krieg und seine Erfahrungen mit Soldaten. Unter anderem haben die französischen Truppen kurz in seinem Dorf Quartier bezogen. Die Erinnerung davon scheint überwiegend negativ zu sein.
Er schildert seine Schulzeit und wie seine Antipathie gegenüber Franzosen in dieser Zeit sich ausprägte. Die Geschichte über einen Kampf im Hof mit Kindern, die auf die Seite der Franzosen standen, die im Jubiläumsband des Gymnasiums stand, stammt höchstwahrscheinlich aus dieser Quelle. Auch die Erzählung über seine Arbeit für den Schuldirektor Zimmermann über Aristomanes findet man hier wieder.
Er erzählt ausführlich über seine Beteiligung an den Befreiungskriegen gegen Frankreich im freiwilligen Korps des Großherzogs von Hessen. Erste Hinweise über den Einfluss von Körners Lieder tauchen hier auf.
Anschließend beschreibt er seiner Zeit an der Universität Gießen und wie er mit Freunde eine Gesellschaft, die Germania, gründetet und dadurch eine Beziehung mit weiteren Personen der nationalistische, liberale Bewegung knüpfte. Hier erwähnt er Bekanntschaften mit und Einfluss der Brüder August und Karl Follen aus Gießen und Wilhelm Snell aus Hessen-Nassau. Es gibt ein paar Details über ihre Aktivitäten in der Gesellschaft. Seine Reise nach Eisenach und seine Beteiligung auf dem Wartburgfest gehören auch zu diesen Aktivitäten.
In einem weiteren Abschnitt berichtet er, wie er während der Semesterferien 1817 wieder in Darmstadt war und mit Heinrich Karl Hofmann und anderen Gleichgesinnten an die Adresse, die den Bundestag aufgefordert hat, eine landständische Verfassung einzuführen, mitgewirkt hat.
In diesem Sommer war Sartorius auch mit der Turnbewegung beschäftigt. Er erzählt, dass er in Darmstadt einen Turnverein gegründet und durch die Spenden der Schüler einen Turnplatz errichten konnte. Sein Engagement für Turnen hat dann dazu geführt, dass er den Direktor des Gymnasiums in Wetzlar, Ludwig Snell, kennenlernte und letztendlich dort eine Stelle als Lehrer bekam.
Am Ende seiner eigenen Darstellung seines Lebens, die mit seiner Verhaftung 1819 aufhörte, schreibt er über seine Begegnung mit Karl Sand kurz bevor Sand nach Mannheim reiste und dort Kotzebue ermordete. Hier beschreibt er, wie die Begegnung stattgefunden hat, und vor allem als er, mit seinem Vetter Kraus, Sand ein Stück des Weges begleitete und dabei Sands Haare geschnitten hat. Diese Schilderung stimmt überein mit seiner und Rühls Aussage 1819, als sie nach der Tat verhört wurden.
Es ist ein interessantes Detail, dass er, als er erfuhr, dass Preußen im Sommer 1818 Untersuchungen gegen liberale Akteure durchführen wollte, zu Görres, Arndt und Mühlenfels gereist ist, um Papiere zu verstecken oder zu vernichten, die für sie gefährlich werden könnten. Wenn das stimmt, dann ist es einen Beleg dafür, dass er aktiven Kontakt mit Arndt hatte.
Seine Erinnerungen bieten eine Fülle an Informationen über seine Person, seine Ansichten und Aktivitäten zu der Zeit als die Verfassungsbewegung entstanden ist. Sie sind durch Quellen aus der Zeit auch zum Teil bestätigt. Durch seine Erzählungen habe ich den noch mehr den Eindruck, dass die Kreise um Karl Follen in Gießen nicht direkt an der Verfassungsbestrebung im Großherzogtum Hessen beteiligt waren. Ihr Fokus war mehr die Einheit Deutschlands und die Einführung der Verfassung in Hessen war nur ein Teil davon. Es waren die Darmstädter, die ihre Hauptfokus hier hatten und bekamen stellenweise Unterstützung aus dem Gießener Kreis. Sartorius gehörte eher zum Gießener Kreis und gehört nicht zum Kern der Darmstädter Verfassungsbewegung.